Rupert Pfab

 

BETWEEN HOME AND HEAVEN. NEUE TENDENZEN IN DER DÜSSELDORFER FOTOGRAFIE

 

"Filmbilder"

 

... Auch Gudrun Kemsa nähert sich in ihren Arbeiten Methoden des Films. Die Künstlerin, die neben Fotografie auch mit bewegten Bildern in Form von Videos arbeitet, schwenkt die Panoramakamera im Moment der Aufnahme, so daß der Raum nach den Seiten hin optisch erweitert wird. Kemsas Bilder machen nachvollziehbar, wie wir Dinge betrachten. Die schwenkbare Optik vertritt das menschliche Auge, das ja nie stillsteht, sondern in ständiger Bewegung ist. Kemsa bezieht diese Bewegung in die Fotografie ein, und somit wird der Zufall als Gestaltungsprinzip zugelassen. Die durch den Kameraschwenk verursachte Ausdehnung des Raumes findet bei der Präsentation der Fotos eine Entsprechung in den Querformaten. Gudrun Kemsa geht es nicht allein um die Darstellung einer vermeintlichen Reali-tät, sondern um bildimmanente Wirklichkeit und das Schaffen eines Bildes mittels der Kamera. Die Fotos sind bisweilen an die Grenze zur Abstraktion geführt. Dennoch bearbeitet Gudrun Kemsa ihre Bilder bisher nicht digital, (10) sondern behält die analoge Aufnahmetechnik bei. Ihr Werk muß allerdings immer vor dem Hintergrund ihrer Videos gesehen werden, denn auch dort sind die Bilder getränkt von lichtdurchfluteten Räumen. ...

 

(10) Vgl. Christoph Schreier, "Mehrfach belichtet. Positionen zeitgenössischer Fotografie aus Nordrhein-Westfalen", in: "Fotografie aus Nordrrhein-Westfalen heute", Ausst.Kat. ZDF Sendezentrum Mainz 2002, S. 10-19, hier S. 13.

 

Lit.: "heute bis jetzt - zeitgenössische Fotografie aus Düsseldorf", Katalog zur Ausstellung im museum kunst palast vom 25.5. bis 25.8.2002, ISBN 3-9808208-3-1